und von ihr ausgehend für das Gesundheitswesen in Hessen
Von Pierre E. Frevert, Delegierter der Liste Demokratischer ‚Ärztinnen und Ärzte (LDÄÄ) in der Ärztekammer Hessen, Health for Future Frankfurt, KLUG (Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit), Mitglied der AG Klimaschutz der LÄK Hessen
Einleitung: Der Cub of Rome
Vor 50 Jahren, 1972 habe ich als Schüler in meiner Heimatstadt im Schwarzwald Flugblätter vor Lebensmittelläden verteilt, die Gemüse und Obst offen an einer viel befahrenen Straße in der Innenstadt zum Verkauf ausstellten, um auf die Umweltgifte aufmerksam zu machen. Damals war das viel diskutierte Buch von Dennis L. Meadows „Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit“ herausgekommen. Das viel beachtete Buch markierte einen Meilenstein in der aufkommenden Diskussion, wie die menschengemachte Katastrophe noch aufzuhalten sei.
Das faszinierende an der Studie und an der Computersimulation von Donella und Dennis Meadows und Jay Wright Forresters war, dass sie mit einem der damaligen Großrechner, dessen Kapazität ein heutiger PC locker übertreffen würde, aus damaligen Daten eine Systemanalyse verschiedener Szenarien durchführten und postulierten, dass bei weitersteigenden Bevölkerungszahlen und Ausbeutung der Ressourcen Kipppunkte erreicht werden könnten, die ein drastisches Ende des Wirtschaftswachstums etwa zum Ende unseres Jahrhunderts voraussagten.
Grenzen des Wachstums
„Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen unverändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht.“ (Meadows 1972)
In dem 30-Jahre-Update aus dem Jahre 2004 wird der Umweltverschmutzung und der Nahrungsmittelknappheit größere Bedeutung beigemessen. Die berechneten Szenarien gehen von einem Kollaps bis spätestens 2100 aus, wobei ein „business as usual“ der letzten 30 Jahre zum Kollaps ab dem Jahr 2030 führen könnte (Wikipedia).
2004: Das 30-Jahre-Update
Der ökologische Fußabdruck, also die biologisch produktive Fläche auf der Erde, die notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstandard eines Menschen (unter den heutigen Produktionsbedingungen) dauerhaft zu ermöglichen, sei bereits im Jahre 1980 überschritten worden und im Jahr 2004 bereits um 20 %.
Studie von 2004
Die Autoren beschreiben in ihrer Studie eine Zunahme des sozialen Gefälles, den 20 % der Erdbevölkerung verfügten über 85 % des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Zudem beklagen sie eine Übernutzung der Bodenqualität um 40 %, eine Überfischung (75 % der Fischbestände seien bereits abgefischt) und wie bereits 1972, dass die Erschöpfung fossiler Rohstoffe in wenigen Jahrzehnten bevorstehe.
Sie schlussfolgern:
Auch bei energischem Umsetzen von Umweltschutz- und Effizienzstandards kann diese Tendenz oft nur abgemildert, aber nicht mehr verhindert werden. Erst die Simulation einer über- aus ambitionierten Mischung aus Einschränkung des Konsums, Kontrolle des Bevölkerungswachstums, Reduktion des Schadstoffausstoßes und zahlreichen weiteren Maßnahmen ergibt eine nachhaltige Gesellschaft bei knapp 8 Mrd. Menschen. (Quelle Wikipedia)
Ein Prozent ist genug
In dem jüngsten Bericht des Club of Rome von 2016 „Ein Prozent ist genug“ fordern die Autoren Jørgen Randers , ehemaliger Mitautor der Studie des Clubs of Rome von 1972 und Graeme Maxton, ein britischer Ökonom, eine Abkehr vom derzeitigen marktradikalen Denken insgesamt und eine radikale Begrenzung der Weltbevölkerung.
Die UN-Klimakonferenzen 1992 – 2021
Ein weiterer Sprung nach dem Club of Rome hinsichtlich der Bewusstwerdung der Gefahren für das Klima geht 20 Jahre später, 1992, von den beginnenden UN-Klimakonferenzen aus. 1992 wurde in Rio und die Klimarahmenkonvention verabschiedet und mehrere multilaterale Umweltabkommen vereinbart, darunter die Klimarahmenkonvention (UNFCCC). Diese sah vor, dass ergänzende Protokolle oder andere rechtlich verbindliche Abkommen be- schlossen werden sollten, die Verpflichtungen zum Klimaschutz beinhalten und nach dem Prinzip der „gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten“ aller Vertragsstaaten ausgestaltet sein sollten.
Die weiteren Klimakonferenzen wurden als Vertragsstaatenkonferenzen (Conferences of the Parties, COP-1 ff) konzipiert. So beispielsweise Berlin als erste UN-Klimakonferenz 1995. Es folgten Genf 1996 („Genfer Deklaration“, COP-2). Man einigte man sich darauf, den Zweiten IPCC-Sachstandsbericht zur wissenschaftlichen Grundlage für den weiteren Prozess der inter- nationalen Klimaschutzpolitik zu machen und eine rechtlich verbindliche Regelung zur Reduktion von Treibhausgasen zu finden. auf der dritten Vertragsstaatenkonferenz (COP-3) in Kyoto nahmen 1997 schon 158 Vertragsstaaten teil. Im Kyoto-Protokolls genannten Vertragsstaaten verpflichteten sich, ihre Treibhausgasemissionen von 2008 bis 2012, um durchschnittlich 5,2 % unter das Niveau des Basisjahres 1990 zu senken. Es trat 2005 in Kraft. Der Handel mit Emissionsrechten ist eines der wesentlichen im Kyoto-Protokoll verankerten Instrumente. Dass die Staaten ihre Emissionsziele erreichten, hat jedoch weniger mit der Reduzierung der CO2-Emissionen als mit dem Zusammenbruch der osteuropäischen Wirtschaft, der Wirtschaftskrise 2007 und dem regen Emissionshandel zu tun.
Von den folgenden UN-Klimakonferenzen möchte ich nur das Übereinkommen von Paris 2015 (COP 21) hervorheben, in der unter anderem das konkrete Ziel festgelegt wurde, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C – möglichst unter 1,5 °C – zu begrenzen und Glasgow 2021 (COP 26), in der die Staaten sich weit deutlicher als bislang zu dem Ziel, die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen und ihre Klimaziele bis 2030 nachzubessern, bekennen.
Trotz der Klimakonferenzen hat nach einem Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) zufolge die Konzentration an Treibhausgasen in der Atmosphäre im Jahr 2020 einen Höchstwert erreicht. Und auch der jährliche globale CO2-Ausstoß stieg zwischen 2008 und 2018 von rund 30 auf etwa 37 Gigatonnen (Bundeszentrale für politische Bildung 2021, Statista 2022)
CO2 Emissionen
Da aber die sog. Schwellenländer wie China oder Indien keine verbindlichen Maßnahmen zum Schutz des Klimas ergreifen mussten, aber gleichzeitig zu den größten CO2-Emittenten der Welt gehören (Platz 1 China mit 28% des Weltausstoßes, also doppelt so viel wie der zweitgrößte, die USA (14,5%) und Platz 3 Indien Platz 3 (7%) (ebenda) dürften die Ziele der jüngsten Klimakonferenz relativiert werden.
Die Lage in Deutschland. Das Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) Das Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) wurde 1992 gegründet und befasst sich mit Erdsystemanalyse, Klimaresilienz, Transformationspfade, Komplexitätsforschung. Es forscht nicht nur zu den planetaren Systemen, die Klimavorhersagen erlauben, sondern verbindet es auch mit Politikoptionen. https://www.pik-potsdam.de/de/themen/gesundheit-sicherheit-entwicklung
Von 7 Schwerpunktthemen bezieht sich eines auf das Gesundheitswesen. Es wird von Prof. Sabine Gabrysch, Ärztin und Epidemiologin, Professorin für Klimawandel und Gesundheit an der Charité – Universitätsmedizin Berlin und Ko-Leiterin der Abteilung für Klimaresilienz am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e. V., verantwortet.
Sie ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltverände- rungen (WBGU). Sie hielt ein wichtiges Impulsreferat auf dem Deutschen Ärztetag in Berlin am 2. November 2021
Der „Klimaärztetag“, der 125. Deutsche Ärztetag, hybrid in Berlin
So forderte sie dort, dass Die planetaren Krisen Biodiversitätsverlust, Umweltverschmutzung und Klimawandel zusammen gedacht und gelöst werden müssen, denn ein gesunder Planet sei die Voraussetzung für gesunde Menschen. Zu beachten seien die KIPPPUNKTE als Nicht- lineare Veränderungen und Selbstverstärkende Rückkopplungen. Dazu zählten
Die Schmelzende Arktis mit der Folge, dass die Sonneneinstrahlung weniger reflektiert werde;
Das Auftauen des Permafrostes, was zur Freisetzung von klimaschädlichem Methan führe;
Das Waldsterben, was vermehrte Freisetzung von CO2 statt Aufnahme von CO2 be- dinge;
Sowie das Abtauen von Festlandeis, was den Meeresspiegel ansteigen lasse.
Die Folgen
Zu den direkten Folgen zählt sie Stürme, Überschwemmung, Hitze, Dürre und Brände.
Zu den indirekten Folgen nennt sie - Ökologisch vermittelt – Stechmücken mit der Verbreitung von Infektionen, Missernten, die die weltweite Unterernährung verschärfen, vermehrter Pollenflug und damit Zunahme von Allergien. Sozial vermittelt, Armut, Konflikte, Flucht und Migration.
Der 125. Deutsche Ärztetag als Klimaärztetag? Der vergangene Ärztetag 2021 stellte den Klimaschutz in den Vordergrund, wenn er das Thema leider nur an einem einzigen Tag abhandelte. Immerhin wurden wichtige Beschlüsse gefasst, die im Beschlussprotokoll nachgelesen werden können. Hier stichwortartig die wichtigsten:
Beschlüsse des DÄT Der wichtigste Beschluss vorweg: Klimaneutralität des deutschen Gesundheitssektors bis 2030!
18 Anträge befassen sich mit der Klimaneutralität des deutschen Gesundheitssektors. Es geht hierbei um die Umsetzung der Klimaziele allgemein in Kammer und Gesundheitswesen und die Feststellung, dass Klimaschutz Gesundheitsschutz ist unter Berücksichtigung der Empfehlungen der WHO. Es geht auch darum, den Verpackungsmüll zu reduzieren und die Praxen und Kliniken umweltfreundlicher auszurichten und sich auf Extremwetterlagen vorzubereiten.
Interessant ist, welche Anträge nicht beschlossen, sondern als Vorstandüberweisung erst einmal neutralisiert wurden. Hierbei geht es darum, die Klimaziele in das Wirtschaftlichkeits- gebot aufzunehmen, Die Versorgungswerke zur nachhaltigen Investition aufzufordern und zu kontrollieren oder eine/n Klimabeauftragte/n in der Bundesärztekammer die Umsetzung der Klimabeschlüsse zu beaufsichtigen und zu koordinieren. D.h. wenn es konkret wird und ans Geld geht wird wie in den UN-Klimakonferenzen kräftig gebremst!
Was folgt daraus für die Kammerarbeit in Hessen? Zunächst sollte das Ziel sei, die Klimaneutralität des deutschen Gesundheitssektors bis 2030 auch für die Landesärztekammer Hessen und für die Gesundheitseinrichtungen, die sie ver- tritt, festzulegen und die Schritte dahingehend jährlich zu überprüfen. Hierzu sollten Empfehlungen der WHO sowie global der Klimakonferenzen und konkreter die Beschlüsse des 125. Deutschen Ärztetages auf die Ebene der Landesärztekammer Hessen heruntergebrochen und angepasst werden und daraus Maxime und Richtlinien für eine klimafreundliche Kammerpolitik abgeleitet werden. Hierzu sollte sich die Ärztepolitik an wissenschaftlichen Erkenntnissen, wie sie im LANCET Countdown on Health and Climate Change, der Kommission Umweltmedizin und Environmental Public Health des RKI, in den Publikationen und Vorträgen von KLUG, dem Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU), dem Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) usw. ihren Niederschlag finden.
Konkret lassen sich vier Tätigkeitsfelder abgrenzen:
Klimaneutrale Landesärztekammer Hessen bis 2030
Unterstützung klimafreundlicher Umwandlung von Kliniken und Praxen
Förderung nachhaltiger Investitionen des Versorgungswerkes
Forderung nach klimafreundlicher und gesunder Umgebung auf Landes- und kommunaler Ebene
Zu 1: Klimaneutrale Landesärztekammer Hessen bis 2030 Am 1. Dezember 2021 titelt das Deutsche Ärzteblatt „Landesärztekammer Hessen will klima- neutral werden“ Wörtlich: „Wiesbaden – Das hessische Ärzteparlament strebt eine klimaneutrale Kammer bis 2030 an. Das haben die Delegierten der Kammerversammlung der Landesärztekammer Hessen (LÄKH) entschieden. Sie schlossen sich damit den Beschlüssen des 125. Deutschen Ärztetages zu „Klimaschutz ist Gesundheitsschutz“ an.“ Und weiter heißt es, dass Svenja Krück, Präsidiumsmitglied der LÄKH, von den Delegierten zur Klimabeauftragten der Landesärztekammer ernannt worden sei. Richtig ist, dass die AG Klimaschutz bestehend aus zwei Präsidiumsmitgliedern, Svenja Krück und Dr. Peter Zürner an der Delegiertenversammlung vorbei und vorbei auch am bestehenden Ausschuss für Umweltmedizin und Hygiene der Ärztekammer als 2-Personen-Veranstaltung gegründet wurde. Ihre Aufgabe solle es sein, „die Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität der Landesärztekammer zu überprüfen“. Im Hessischen Ärzteblatt (Hessisches Ärzteblatt 11/2021, S. 618) vermittelt Frau Krück den Eindruck, als sei die Fernwärme und der Bezug von Ökostrom im Hauptgebäude der Ärztekammer und die „attraktive“ Benutzung der öffentlichen Verkehrs- mittel für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dank des adhoc gegründeten 2er-Ausschusses entstanden. Das gab es -mit Verlaub - schon vorher. Tatsache ist, dass auf jener Delegiertenversammlung der LÄK Hessen im November 2021 in die bestehende AG Klimaschutz von Frau Krück und Herrn Zürner noch drei weitere Mitglieder gewählt wurden: Dr. Lars Bodammer, Dr. Detlev Steininger und ich. Tatsache ist auch, dass diese AG bisher nicht getagt hat. Für eine Klimaneutrale Landesärztekammer müsste erst einmal eine Bestandsaufnahme geschaffen werden zu den Themen Energieverbrauch, Mobilität, Digitalisierung statt Präsenzveranstaltung, Materialverwendung, gesundes Catering usw. Die LÄK Hessen könnte sich auch eine Verifizierung nach PAS 2060, der international gültigen Spezifikation für den Nachweis der Kohlenstoffneutralität, unterziehen. Eine Verifizierung nach dieser anerkannten Norm wiese durch genaue Messungen nach, dass die Ärztekammer klimaneutral aufgestellt ist.
Zu 2.: Unterstützung klimafreundlicher Umwandlung von Kliniken und Praxen Hier wäre die Klickgreen Initiative zu nennen, denen sich schon 250 Kliniken angeschlossen haben (s. a. Frevert, 2021). Das Ziel 100.000 Tonnen CO2-Äquivalente zu erreichen (https://www.klik-krankenhaus.de/das-projekt/projektbeschreibung), ist inzwischen mit 220.000 Tonnen CO2-Äquivalente übertroffen worden, wie Annegret Dickhoff von Klickgreen auf einer Video-Konferenz von KLUG am 20.01.2022, an der ich teilnahm, mitteilte. Auch andere Player spielen eine Rolle, wie die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen für den Krankenhausbau oder ZUKE GREEN, Zukunft Krankenhaus-Einkauf, eine Gesellschaft, die digitale und nachhaltige Beschaffung von Einrichtungen im Gesundheitswesen organisiert und dessen Gründer Stefan Krojer auch an besagter Videokonferenz teilnahm. (https://www.zukunft-krankenhaus-einkauf.de/zuke-green/) Es geht aber nicht nur um nachhaltigen Einkauf, sondern um eine neue europäische Bestimmung, die auch die großen Gesundheitseinrichtungen betreffen wird: Das Lieferkettengesetz.
Dieses besagt, dass ab 2023 Unternehmen, die eine Größe von 3000 Mitarbeitern haben und ab 2024 von 1000 Mitarbeitern, genau nachweisen müssen, wie nachhaltig und sozial die Güter und Dienstleistungen sind, die sie erwerben (Spießhöfer 2021)
Als eines der ersten Krankenhäuser hat sich das Krankenhaus Havelhöhe vorgenommen, bis 2030 klimaneutral zu werden (https://www.havelhoehe.de/health-for-future-havel-hoehe.html). Damit andere Häuser ebenso ambitioniert Klimaziele festlegen und erreichen bedarf es unabhängige Klimamanagerinnen und Klimamanager in den Kliniken.
Im Bereich der Praxen gibt es die Initiative Nachhaltige Praxis https://www.initiative-nach- haltige-praxis.de/ und die Klima-Sprechstunde von Ralph Krolewski aus Gummersbach, die er im Sammelband Planetary Health (2021) zusammen mit Alina Hermann darlegt. Dabei gehen die Autoren Themen wie Ernährung, Bewegung und Psychische Gesundheit ihrer Patienten unter Ansprechen von Klimaschutz und Umwelt an. Krolewski meint, dass wer seinen Lebensstil ohnehin aus gesundheitlichen Gründen ändern müsse, der könne dies dabei auch ohne großen Aufwand klimafreundlicher gestalten (Auleha, Medical Tribune 2019). Weitere Themen sind der Energie und Materialverbrauch der Praxis und wie sich dieser reduzieren liesse und vieles mehr. Hierbei wären klare Richtlinien sowie praktische Unterstützung durch LÄK und KV erstrebenswert.
Zu 3.: Förderung nachhaltiger Investitionen des Versorgungswerkes In der Delegiertenversammlung am 17.03.2021 stellte unsere Liste einen Antrag, dass das Versorgungswerk der LÄK Hessen regelmäßig in Informationsveranstaltungen für die Delegierten über den Stand der nachhaltigen Investitionen informieren sollte. Dieser Antrag wurde angenommen und der Vorstand des Versorgungswerks diskutierte mit interessierten Delegierten an 2 Terminen 2021 seine Vorstellungen einer nachhaltigen Anlagestrategie.
Für die Veränderungen hin zu mehr nachhaltigem Wirtschaften ist Divestment ein wichtiger Hebel. Der 122. Ärztetag hatte die Landesärztekammern aufgerufen, Investitionen nur unter ESG. Kriterien vorzunehmen (Ecology, Social, Good Government) (Schmiemann et al, 2020). Unabhängig von der Taxonomie der EU, die durch die kürzliche Entscheidung, Kernkraft und Gas als nachhaltig zu definieren, an Glaubwürdigkeit verloren hat, kann sich jedes Versorgungswerk auch eigene Kriterien geben, z.B. Ausschlusskriterien, Best-in-class, Engagement- Ansatz, Impact-Investing (Positiv-Liste) usw. In der Kammer sind die Delegierten dafür zu gewinnen, dass langfristig die Kurse für erneuerbare Energien steigen werden und damit die Rentengarantie, auch dann, wenn wie in 2020 und 2021 die Kurse für fossile Energieträger vorübergehend gestiegen sind.
Im Versorgungswerk haben wir mit unserem Mitglied Brigitte Ende eine sehr erfahrene und versierte Expertin auch in Sachen Taxonomie und Nachhaltigkeit. Mit Susan Trittmacher und Detlef Steininger stehen darüber hinaus zwei Vorstandsmitglieder des Versorgungswerks der Thematik prinzipiell offen, wenn nicht gar wohlwollend gegenüber. Ich selbst bin in der Kern-Divestmentgruppe von KLUG, die sich schwerpunktmäßig damit be- fasst, wie Strategien aussehen können, um die Versorgungswerke der Ärztekammern dazu zu bewegen, die Beiträge und Einlagen der Ärztinnen und Ärzte nachhaltig und gemäß der ESG-Kriterien zu investieren. Das der kleinen Gruppe auch die sehr engagierten Kolleginnen- aus unserer SIGNAL-Gruppe Melissa Romero und Steffen Veen von der Ärztekammer Nordrhein beigetreten sind, erhöht unsere Schlagkraft schon allein durch Vernetzung und Informationsaustausch.
4. Forderung nach klimafreundlicher und gesunder Umgebung auf Landes- und kommunaler Ebene
Der letzte Punkt ist mir sehr wichtig: Wir Ärztinnen und Ärzte werden nicht nur in der Bevöl- kerung, sondern auch in der Politik als Autorität in Sachen Gesundheit des Einzelnen, aber auch als Ansprechpartner: innen für die Gesundheit im gesamtgesellschaftlichen Kontext, wahrgenommen. Das wurde in der Pandemie wieder deutlich. Auch was das Klima betrifft, haben wir, sofern es die Gesundheit betrifft -und der Klimawandel tangiert im Grunde immer die Gesundheit, entschieden unsere Expertise einzubringen. Das betrifft beispielsweise die Belastung der Umwelt mit Schadstoffen durch Verkehr und Haus- und Industrieemissionen, bei der wir unsere Stimme hörbar erheben und geltend machen können und sollten. Wir können auch über Non-Profit-Organisationen wie Health For Future und KLUG Prozesse vorantreiben, wie es auf dem Ärztetag geschehen ist oder uns gar als Kammer hinter den Klimaentscheid Frankfurt stellen. Wichtig ist es, dass wir auf jeden Fall so wie die Scientists for Future als wissenschaftliche und in unserem Fall auch als Gesundheitsexperten bei Entscheidungen über Normwerte oder Fahrradwege oder Ernährung etc. einbezogen werden. Schon aus diesem Grund sollten wir dafür kämpfen, dass der Facharzt für Umwelt- und Hygiene attraktiver wird. Auf welche Kooperationspartner kann die LDÄÄ zurückgreifen?
Auf die Health for Future Frankfurt und Gießen, mit denen schon eine Zusammenarbeit besteht,
auf KLUG und deren gute Vernetzung, auf die Scientists for Future, auf die Parents for Future und andere Aktive im Klimaschutzbereich,
auf aufgeschlossene Delegierte anderer Listen sei es im Umweltausschuss, AG Klimaschutz oder im Versorgungswerk oder aus der Delegiertenversammlung,
auf das Netzwerk Ärztinnen und Ärzte in Sozialer Verantwortung (SIGNAL-Liste)
Wie sollte die Kammer-Arbeit aussehen?
Arbeit in den Ausschüssen,
Anträge in der Delegiertenversammlung zur konkreten Umsetzung der Beschlüsse des 125. DÄT,
Pressearbeit, gemeinsame Pressemitteilungen mit Anderen Aktiven,
Beteiligung an lokalen Initiativen wie dem Klimaentscheid Frankfurt
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